„Im Mariendorfer Weg leben seit dem 15. Januar 2015 rund 100 Geflüchtete zum Teil für eine Dauer von mehreren Monaten unter unhaltbaren Bedingungen. In sieben kleinen ehemaligen Klassenräumen sind jeweils zwischen 14 und 16 Personen ohne jede Privatsphäre in Feldbetten untergebracht. Der einzige Mehrzweckraum wird als Gemeinschaftsraum, Aufenthaltsraum, Hausaufgabenraum, Essenbereichs und Spielzimmer zugleich genutzt. Kochmöglichkeiten sind nicht vorhanden, Sanitäranlagen sind in einem extra Container nur über den Hof zu erreichen. Diesen Zustand will der Senat offenbar aufrechterhalten“, kommentiert die Sprecherin des Bündnis Neukölln, Carola Scheibe-Köster, Senator Czajas Antwort auf eine schriftliche Anfrage von MdA Elke Breitenbach.
Bündnissprecherin Irmgard Wurdack ergänzt: „Die Unterkunft im Mariendorfer Weg soll laut Czaja über den 30. September 2015 hinaus weiterbetrieben werden. Bauliche Veränderungen, die für einen dauerhaften Betrieb dringend notwendig wären, sind nicht beabsichtigt. Unter dem Label ‚Notunterkunft‘ unterschreitet das LAGeSo im Mariendorfer Weg ein weiteres Mal konsequent die Standards für eine menschenwürdige Unterbringung geflüchteter Menschen, die in einem der reichsten Länder dieser Erde eine Selbstverständlichkeit sein sollte.“
Die Bündnissprecherinnen weisen zudem auf den Personalmangel des LAGeSo hin, den die Geflüchteten, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Unterkunft im Mariendorfer Weg zu spüren bekommen. „So wurden die Qualitätsstandards erst sechs Monate nach Inbetriebnahme der Einrichtung überprüft. Und erst dabei ist Czaja zufolge aufgefallen, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Unterkunft noch keine Brandschutzeinweisung bekommen haben. Abgesehen davon existiert laut Czaja auch acht Monate nach Inbetriebnahme noch immer kein schriftlicher Vertrag mit dem Betreiber“, erklärt Bündnissprecherin Anna Dierking.
„Gemeinsam mit vielen anderen Anwohnerinnen und Anwohnern unterstützen wir die Geflüchteten in der Unterkunft seit der Inbetriebnahme ehrenamtlich durch Deutschkurse, Begleitung zu Behördengängen, Kinderbetreuung, Sprachcafés, bei der Wohnungssuche etc. Wir tun das gern. Wir verlangen jedoch auch vom Senat endlich Schritte hin zu einem respektvollen Umgang mit geflüchteten Menschen. Wir werden weiterhin wachsam sein und auf Missstände hinweisen“, so Irmgard Wurdack abschließend.